Ein Tag in der Bemusterung

Wenn Bauherren sich für ihr Haus entschieden haben, führt der Weg als nächstes in die Bemusterung. Ob Bodenbeläge oder Armaturen, die Haustür oder Dachziegel – dort bekommt das Haus seinen Look. Gar nicht so leicht bei der großen Auswahl! Unsere Kollegin Maria Seidenkranz war beim Massivhaushersteller Viebrockhaus in Bad Fallingbostel und hat selbst mal ein Haus bemustert, mit unerwarteten Erkenntnissen.

17.05.2022
Bemusterungsberaterin Linda Patz (rechts) zeigt den Workshop-Teilnehmern die unterschiedlichen Ausstattungsvarianten.
Bemusterungsberaterin Linda Patz (rechts) zeigt den Workshop-Teilnehmern die unterschiedlichen Ausstattungsvarianten wie hier zum Beispiel Treppenmodelle.| Zur Fotostrecke

Linda Patz, Innenarchitektin und Bemusterungsberaterin bei Viebrockhaus, wird im Laufe der nächsten Stunde mit uns durch die Ausstellung gehen und uns zeigen, was alles an Ausstattungsvarianten möglich ist und wie eine Bemusterung abläuft. Zunächst aber gehen wir, wie alle Bauherren, an den vier Themenwelten vorbei. Sie bilden ein Spalier hin zu den Beraterplätzen. Vier Zimmerausschnitte sind hier in ganz unterschiedlichen Einrichtungsstilen gestaltet – von elegant luxuriös bis minimalistisch kühl. Oft wird den Beratern bereits hier schon klar, in welche Richtung es gehen wird, je nachdem vor welcher Themenwelt die „Oh“s und „Ah“s der Bauherren fallen. Auch ich bleibe stehen, und überlege, was zu mir passen würde. Die Berater in der Bemusterung müssen relativ schnell ein Gespür für den Geschmack der Kunden entwickeln, um zu ihnen passende Vorschläge machen zu können, erzählt uns Frau Patz. Die meisten Bauherren brauchen für die gesamte Bemusterung ein bis drei Stunden. „Es gibt aber auch schon welche, die acht Stunden brauchen.“ Oft wird der Berater hier zum Vermittler, wenn sehr unterschiedliche Geschmäcker bei BauherrIn und BauherrIn im Haus harmonisch eingegliedert werden sollen, sodass möglichst wenige Änderungen im Nachhinein notwendig werden. Am Beraterplatz schauen wir uns auf dem eigens dafür eingerichteten Bildschirm das fiktive Haus an, das wir bemustern sollen. Erste Informationen und ein Briefing zur Bemusterung bekamen wir bereits im Vorfeld zugeschickt. Das ist innovativ: Weg vom Grundriss aus Papier können letzte Änderungen direkt am Bildschirm visualisiert werden. Das System erfasst via Tablet darüber hinaus auch alle Ausstattungskomponenten, die wir im Laufe der Bemusterung danach auswählen. Sie werden direkt gespeichert und können später mittels VR-Brille visualisiert werden. Diese Technik findet sich ab Juli 2018 auch im neuen Bemusterungszentrum in Kaarst bei Düsseldorf wieder.

Bemusterung - neu gedacht

Viebrockhaus bietet ein umfangreiches Sortiment an Bodenbelägen an. Bemusterungsberaterin Linda Patz präsentiert sie im Workshop.

Nach der Vorbesprechung am Schreibtisch geht es an die Bemusterung selbst. Thema für Thema bewegen wir uns durch die einzelnen Bereiche. Frau Patz erklärt uns, welche Ausstattungsvarianten besonders beliebt sind, gibt uns auch Tipps, was die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Optionen sind. Von Dachziegel, zu Haustür, zu Fenstern; Vom Lichtschalter zur Bodenfliese. Geschickt: Das Angebot der im Standard enthaltenen Elemente ist groß, hier müssen wir auf unseren Klemmbrettern keinen Aufpreis notieren. Mir gefällt dann aber doch ein eher ungewöhnliches Waschbecken, das nicht im Standard ist. Der genaue Aufpreis steht erfreulicherweise schon dabei. Das passiert mir hin und wieder. Am Ende habe ich eine exakte Zahl auf meinem Zettel, welche Kosten ich mit meiner theoretischen Bemusterung über dem bisher errechneten Preis hätte. Vorteil: Die Beraterin muss nicht erst nachschauen oder grob vorkalkulieren. Es ist sofort klar, wo ich wie viel über meinem Budget läge. Schade finde ich lediglich, dass es kein Parkett zur Auswahl gibt. Das Risiko, dass sich das Holz durch die Fußbodenheizung über die Jahre verziehen könnte, will man nicht eingehen. Dafür ist die Palette mit Designfliesen in Holzoptik entsprechend umfangreich, sodass Holzliebhaber eine überzeugende (und durch die Fußbodenheizung auch stets warme) Alternative für ihr Massivhaus finden. Auch Technikbegeisterte kommen auf Ihre Kosten. Nach der Bemusterung ist die Visualisierung der Auswahl möglich. Mit der VR-Brille auf der Nase trete ich durch das virtuelle Haus. Anfangs ungewohnt, ist es so deutlich leichter, sich das eigene Massivhaus und wie es aussehen könnte, vorzustellen.

Fazit

Wer glaubt, im Standard enthaltene Optionen wären bestimmt zu wenige, wird in der Bemusterung eines Besseren belehrt. Ich stand mehrfach vor der Qual der Wahl und habe mich von Frau Patz sympathisch und kompetent beraten lassen. Die Perspektive und Erfahrung der Profis ist nicht zu unterschätzen. (Randnotiz: Männer belächeln es gerne, wenn Frauen bei einem Kauf überlegen, ob etwas leicht zu putzen ist. Denken Sie ruhig daran! Naturstein-Waschbecken beispielsweise sind wunderschön, aber wer sie reinigen muss, wünscht sich alsbald die weiße Keramik zurück.) Die Zeit verfliegt und die Bemusterung ist zu Ende, der Kopf raucht ein wenig vor lauter Informationen aber das Gefühl ist gut. Ich denke mein fiktives Viebrockhaus-Massivhaus wäre durchaus schick geworden. Dafür hat auch die gute Beratung gesorgt.

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