Ökologische Dämmstoffe – Ökologische Dämmung im Vergleich

Hohe Heizkosten und der Wunsch nach einem behaglichen Wohnklima veranlassen eine wachsende Zahl von Hausbesitzern, an ihrem Eigenheim Wärmedämmmaßnahmen durchzuführen. Immer beliebter werden hierfür ökologische Dämmstoffe, deren Marktanteil sich in den letzten Jahren konstant vergrößert hat.

17.05.2022
Naturdämmstoff Themo-Hanf von THERMO NATUR
Mit Naturdämmstoffen wie Thermo-Hanf gibt es laut Carmen Hock-Heyl, Gründerin und Geschäftsführerin des Dämmstoffherstellers THERMO NATUR im bayerischen Nördlingen, keine Entsorgungsprobleme. So würden etwa bei der Herstellung anfallende Randstreifen recycelt und sofort wieder der Produktion zugeführt. Beim Einbau entstehe in der Regel kein Verschnittabfall, da die Dämmungen mehrheitlich als Maßanfertigung ausgeliefert werden. „Reste oder rückgebaute Dämmungen aus Hanf lassen sich problemlos thermisch verwerten, der Dämmstoff Thermo-Hanf Plus sogar einfach kompostieren“, erläutert Carmen Hock-Heyl. Foto: THERMO NATUR| Zur Fotostrecke

Zusammenfassung:

  • Wer in Sachen Dämmung auf Naturdämmstoffe setzt, der trägt schon bei der Entstehung seiner Dämmung dazu bei, Ressourcen zu schonen.
  • Eine ökologische Dämmung kann meist deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen, ohne ihre positiven Dämmeigenschaften zu verlieren, als konventionelle Dämmstoffe.

Es gibt eine Reihe guter Gründe, die eigenen vier Wände zu dämmen. Und es gibt genauso viele gute Gründe, dies mit Naturdämmstoffen zu tun! Für den Einsatz ökologischer Dämmstoffe spricht, dass für ihre Herstellung nur vergleichsweise wenig Energie benötigt wird. So tragen die nachhaltig erzeugten Baustoffe schon bei ihrer Entstehung dazu bei, fossile, nicht regenerative Ressourcen zu schonen. Selbst die spätere Entsorgung ist weniger energieintensiv und problematisch: Die meisten ökologischen Dämmstoffe lassen sich nämlich gut recyceln oder sogar einfach kompostieren. Darüber hinaus zeichnen sich Naturdämmstoffe häufig durch eine günstige Dampfdiffusionsfähigkeit aus. Das bedeutet, Feuchtigkeit, die in die Dämmung eingedrungen ist, trocknet schnell wieder ab. Gleichzeitig kann sie deutlich mehr Feuchtigkeit als die meisten konventionellen Dämmstoffe aufnehmen, ohne ihre guten Wärmedämmeigenschaften zu verlieren.

Zellulosedämmung

Zellulose darf zu Recht den Titel der beliebtesten ökologischen Wärmedämmung für sich reklamieren. Als Ausgangsmaterial für die Herstellung der Zellulosedämmung dient gemahlenes und zerfasertes Altpapier. Dieses wird entweder zu Dämmflocken verarbeitet oder in Plattenform gepresst. Sollen verwinkelte, nur schwer erreichbare Hohlräume in Wand und Decke gedämmt werden, kommen Zelluloseflocken zum Einsatz. Diese werden mittels eines Einblasgeräts an die gewünschte Stellen verbracht, wo sie sich zu einer geschlossenen Dämmebene verdichten. Eine andere Form der Zellulosedämmung sind Dämmplatten, bei deren Herstellung Altpapierfasern unter Einsatz von Wasserdampf gepresst werden. Ein Vorteil im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen mag bei Papier zunächst überraschen: Die Zellulosedämmung ist deutlich schwerer entflammbar als etwa Polystyrol. Vergleichen lässt sich dieser Effekt etwa mit einem großen Holzscheit. Auch dieses benötigt relativ lange, ehe es Feuer fängt.

Der Grund für die hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuer liegt in der Behandlung der Zellulose mit Borsalzen oder Aluminiumsulfaten. Diese Behandlung hat jedoch den Nachteil, dass die Zellulosedämmung nach Ablauf ihres Lebenszyklus' nicht mehr kompostierbar ist. Wird die Zellulose mit boratfreien Zusätzen feuerresistent gemacht, löst sich auch dieses Problem. Gute Werte bietet die Dämmung aus Altpapier in Sachen Schallschutz. Da sich der Schall an den vielen feinen Zellulosefasern bricht, wird dem Schall ein hoher Widerstand entgegengesetzt. Lärm gelangt deshalb von außen nur schwer nach innen.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,04-0,045 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Hanfdämmung

Die Kulturpflanze Hanf erlebt im Baugewerbe ein überzeugendes Comeback: Egal, ob als Wärme- oder Schalldämmung, im Dach, an der Fassade, in der Geschossdecke, ob als Wandaufbau oder Abdichtung, überall lassen sich die Hanffasern einsetzen. Die Hanfdämmung wird, je nach Produktionsweise, mit Polyesterfasern versetzt. Somit ist der Dämmstoff später nicht mehr biologisch abbaubar. Neu auf dem Markt ist eine Mischung aus Hanf und Maisstärkestützfasern. Die Hanfdämmung ist sowohl in Mattenform als auch als loser Dämmstoff (Stopfwolle) erhältlich. Verholzte Teile werden auch zu Platten verarbeitet. Für Feuerfestigkeit sorgt auch hier die Behandlung mit Borsalzen.
Die Hanffasern besitzen eine sehr gute feuchtigkeitsregulierende Wirkung. Dabei können sie bis zu 17 Prozent ihrer Masse als Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass die Dämmleistung sinkt. Da Hanf eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzt, hat er im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen eine geringere Dämmwirkung. Entsprechend dicker muss das Ökoprodukt deshalb aufgetragen werden. Dieser Nachteil ist leider ein Charakteristikum aller hier genannten Öko-Dämmstoffe.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,04-0,08 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Flachs

Flachs gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Deutschen, aus deren Fasern nicht nur Textilien hergestellt werden, sondern auch hervorragende ökologische Dämmstoffe. Eine Flachsdämmung wird üblicherweise in Form von Dämmplatten oder Dämmmatten angeboten, die sich vor allem zur Zwischensparrendämmung und Untersparrendämmung von Dächern sowie gut zur Dämmung von Holzständerkonstruktionen eignet. Mit Borsalz behandelt, wird der Brandschutz der Dämmung erhöht. Die Vorteile von Flachs sind seine sehr gute Dämmwirkung und seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Auch als Schallisolierung wird eine Flachsdämmung gerne eingesetzt. Wie viele andere ökologische Dämmstoffe auch, lässt sich eine Flachsdämmung am Ende ihrer Lebensdauer einfach entsorgen. Auch der Herstellungsprozess der Flachsdämmung darf zu ihren Vorteilen gerechnet werden: die Dämmung lässt sich nämlich energiesparend fertigen.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,038-0,04 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Baulexikon

  • Tauwasserausfall:In Abhängigkeit zur Temperatur, kann Raumluft eine bestimmte Menge an Feuchtigkeit speichern. Dabei gilt: Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen. Trifft nun die mit Feuchtigkeit angereicherte Luft auf eine kalte Oberfläche, kühlt sie ab und gibt einen Teil des in ihr gespeicherten Wassers ab. Es kommt zum Tauwasserausfall. Tauwasser verursacht Bauschäden, führt zur Schimmelbildung und reduziert die Dämmleistung einer Wärmedämmung.
  • Mineralwolle:Als Mineralwolle wird eine Wärmedämmung aus Stein- oder Glaswolle bezeichnet. Sie besteht zu mindestens 90 Prozent aus mineralischen Rohstoffen wie Kalkstein, Sand, Zement, Feldspart, Dolomit, Basalt und Diabas sowie zum Beispiel aus recyceltem Altglas. Mineralwolle ist vielseitig einsetzbar und vereint positive Materialeigenschaften wie Wärme- und Kälteschutz, Schalldämmung und Brandschutz. Außerdem ist sie alterungsbeständig und problemlos zu verarbeiten. Zu beachten ist, dass Feuchtigkeit die Dämmleistung stark herabsetzt. Mineralwolle wird als Filz oder Platte geliefert.
  • Polystyrol:Polystyrol ist besser bekannt als Styropor. Polystyrol ist ein feuchtigkeitsbeständiger, preisgünstiger und unverrottbarer Kunststoff. Es besitzt gute Dämmeigenschaften und wird in einfach zu verarbeitenden Platten geliefert. Durch Zement gebunden wird es als Granulat auch in Schüttungen unter Estrichen eingesetzt, hat in dieser Form aber eine stark verringerte Dämmleistung.
Hanf-Fassadendämmung Capatect System Natur+ von Caparol
Die neue „Capatect System Natur+“ Hanf-Fassadendämmung vereint bauphysikalische und ökologische Qualitäten in einem innovativem System. Foto: Caparol

Wiesengras

Wiesengras ist ein regional verfügbarer, nachwachsender Rohstoff, aus dem sich ein ökologischer Dämmstoff herstellen lässt, der vergleichbare Wärmedämmeigenschaften wie Glas- oder Steinwolle vorzuweisen hat. Eine ökologische Dämmung aus Wiesengras besteht hauptsächlich aus Zellulosefasern, die mit Borsalz behandelt sind, um dem gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz gerecht zu werden. Eine Wiesengrasdämmung ist ein loser Einblas- oder Stopfdämmstoff, dessen positive Eigenschaften oft für die Sanierung von Altbauten verwendet wird und dort zum Beispiel auch schlecht zugängliche Hohlräume verschließt. Die Vorteile von Wiesengras liegen vor allem darin, Wasserdampf aus der Raumluft aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben zu können. Außerdem ist eine Wiesengrasdämmung ein idealer Hitzeschutz im Sommer.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,04 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Holzfasern

Holzfasern werden als Platten- oder Flockenware angeboten. Beim Ausgangsmaterial handelt es sich vorwiegend um einheimisches Nadelholz, was den positiven Nebeneffekt hat, dass lange, klimaschädliche Transportwege entfallen. Die meisten am Markt befindlichen Produkte verfügen heute über eine anerkannte bauökologische Zertifizierung. Nadelhölzer sind leicht verfügbar und die Faserqualität dieser Bäume verleiht den fertigen Platten im Verhältnis zur Rohdichte eine hohe Festigkeit. Holzfaserdämmplatten lassen sich als Trittschalldämmung über oder unter den Dachsparren oder als Verkleidungsplatte an der Hauswand verwenden. Wird mit Holzflocken gedämmt, werden diese, ähnlich der Zellulosedämmung, in die Wand eingeblasen. Eine Dämmung mit Holzfaserplatten sorgt nicht nur für Energieeinsparungen, sondern im Sommer auch dafür, dass die Räume angenehm klimatisiert sind. Denn: Holzfaserplatten speichern Wärme, puffern die Sonnenhitze und reduzieren damit die Raumtemperaturen. Besonders auffällig ist dieser Effekt unterhalb der Dachschräge.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,040-0,055 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Kokosfaser

Eine Dämmung aus Kokosfaser wird aus der Schale der Kokosnuss gewonnen. Durch pflanzeneigene Gerbstoffe besitzt das Material eine hohe Resistenz gegenüber Nässe und Verrottung. Eine weitere wichtige Eigenschaft der Faser ist ihre Elastizität und Bruchfestigkeit. Weil sie innen hohl ist, verfügte sie über gute Wärme- und Schallschutzeigenschaften. Eine Kokosfaserdämmung wird als Dämmmatte und Vlies in unterschiedlichen Stärken angeboten. Außerdem auch als Stopfwolle zur Wanddämmung oder als Trittschalldämmung.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,04-0,05 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Kork

Eine Korkdämmung wird aus einem natürlichen, nachwachsenden Rohstoff, nämlich der Rinde der Korkeiche, hergestellt. Kork, der bei uns zu hochwertigem Dämmmaterial verarbeitet wird, stammt zu großen Teilen aus Südeuropa – genauer gesagt aus Portugal – wo die Kulturpflanze schon seit vielen Jahrhunderten traditionell bewirtschaftet wird. Bei der Fertigung des Dämmstoffs wird die Rinde zu Granulat zermahlen und anschließend in Blöcke gepresst, die dann zu Dämmplatten zugeschnitten werden. Des Weiteren wird eine Korkdämmung auch als Schüttmaterial angeboten, welches sich in die Hohlräume von Wänden, Decken und Dächern einbringen lässt. Kork kann als Fassadendämmung, zum Dämmen von Holzständerkonstruktionen und zur Innendämmung verwendet werden. Die Vorteile einer Korkdämmung liegen vor allem in ihrem geringen Gewicht und ihrer Festigkeit. Auch in puncto Schallisolierung, Fäulnis- und Witterungsbeständigkeit weiß der natürliche Dämmstoff zu überzeugen. Außerdem ist Kork diffusionsoffen, druckbelastbar und brennt schlecht. Hat die Korkdämmung einmal ausgedient, lässt sich die Dämmung problemlos entsorgen.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,04-0,05 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

Schafwolledämmung

Durch die natürliche Kräuselung, der hohen Elastizität und das feuchtedynamische Verhalten unterscheidet sich Schafwolle von anderen Faserdämmstoffen. Die Kräuselung sorgt für großes Volumen mit hohem Lufteinschluss zwischen den einzelnen Fasern. Die Schafwolledämmung kann viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sich ihre Wärmeleitfähigkeit verändert. Da das Dämmmaterial so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, ist für eine gute Lüftung zu sorgen: Schließlich muss die Feuchtigkeit auch wieder abgegeben werden können. Da Schafwolle anfällig ist für den Befall durch Kleidermotten, muss sie zu ihrem Schutz behandelt werden.
Die schadstoffsanierende Wirkung des Dämmstoffes ist seine größte Stärke. Schafwolle stellt aufgrund ihrer Herkunft und Faserstruktur ein Medium zum Abbau von Formaldehyd und ein effizienter Sorbens (Speicher) zur langfristigen Bindung von zahlreichen weiteren Aldehyden sowie weiteren schädlichen Stoffen aus der Raumluft dar. Die Wolle bietet zudem bei ausreichender Dichte einen guten sommerlichen Wärmeschutz. Mit diesem ökologischen Dämmstoff können Wände, Dächer und Decken gedämmt und Heizungsrohre isoliert werden.

  • Wärmeleitfähigkeit: 0,04-0,045 W/(m·K)
    Baustoffklasse: B2 (normal entflammbar)

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Monika Läufle

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